3. März 2012
Der Soloflötist der Staatskapelle Weimar, Nikolai Jaeger, wohnt keine 200 Meter entfernt vom Geburtshaus von Carl Philipp Emanuel Bach. Der war Johann Sebastians ältester Sohn. Das Haus steht nicht mehr. Geblieben sind ein paar Steine und Erinnerungen auf Notenpapier. Erinnerungen an den Sohn Carl Philipp und Erinnerungen an den Vater Johann Sebastian, der zu seiner Zeit Kapellmeister des Orchestes war, in dem Nikolai Jaeger heute musiziert. Auf seiner Solo-CD bringt Jaeger die Erinnerungen an Bach Vater und Sohn zum Klingen.
Es ist Jaeger, der die Suiten für Violoncello solo von Vater Bach für Flöte setzte. Und es ist Jaegers Atem, der diese Musik zum Klingen bringt. „Das Cello hat nahezu den gleichen Tonumfang wie die moderne Flöte“, sagt Jaeger. Was liegt also näher als die Suiten in Es-Dur und G-Dur für Flöte einzurichten?
Auch Partita und Sonate in a-moll von Carl Philipp Emanuel klingen bei Nikolai Jaeger bekannt und doch neu. Modern sogar. „Das ist spirituelle Musik, aber ohne Zwang zum Bekenntnis“, sagt Jaeger.
Und Jaeger geht noch weiter. Er versetzt die Meditationen nicht nur instrumental, sondern auch räumlich in eine zeitgemäße Umgebung. Die Aufnahmen entstanden in einer Industriebrache, kurz vor dem Umbau. Vor der Sanierung blieb nur ein kurzes Zeitfenster zwischen Nutzung und Umnutzung.
Bach hat einst Weimar bewegt, Bach bringt heute eine Brache in Wuppertal in Schwingung. Wuppertal ist die Geburtsstadt Jaegers. „Die Musik“, sagt Jaeger, „erfordert vom Zuhörer nur Wachheit und Offenheit – das ist alles.“
Bach Vater solo. Bach Sohn solo. Und Nikolai Jaeger solo.