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Raunächte: Bräuche in die Neuzeit übersetzen

31. Dezember 2007

Von Christa Burkhardt

Man kann es drehen wie man will: Die Rechnung geht nicht auf. Diese Tage rund um Silvester und Neujahr gibt es gar nicht. Die Zeit ?zwischen den Jahren? ist übrig. Wer rechnen kann, hat es schwarz auf weiß. Ein Jahr hat 365 Tage. Solange braucht die Erde für einen Umlauf um die Sonne. Ein Jahr hat zwölf Monate und mit ihnen zwölf Mondumläufe. Ein Mondumlauf dauert knapp 29,5 Tage. Zwölf Mal 29,5 ergibt 354. Differenz zwischen Sonnenjahr und Mondjahr: elf Tage.

Wir sind übrigens genau mittendrin in diesen elf besonderen Tagen oder besser gesagt zwölf besonderen Nächten. Denn alle Jahre wieder handelt es sich dabei um die Zeit zwischen den Jahren. Diese Tage schaffen den Ausgleich zwischen dem Sonnen- und dem Mondkalender und gehören weder so richtig zum alten noch zum neuen Jahr.

Auch das kann man nachrechnen. Denn welches Jahr man auch nimmt: Stets herrschen am 6. Januar und am 24. Dezember eines Jahres exakt die gleichen Mondstellungen. Der Mond ist also schon an Heiligabend fertig mit seinem Jahr, die Sonne braucht noch ein paar Tage. Jedes Jahr wieder.

Irgendwie steht die Zeit also gerade still. Genau jetzt. Ein sonderbares Gefühl, aber kein neues. Diese Zeit zwischen den Jahren, die so genannten ?Raunächte? waren schon in vorchristlicher Zeit heilige Nächte. Es wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern gefeiert, inne gehalten, wahr genommen und im kleinen Kreis Gesellschaft gepflegt. In aller Stille, versteht sich. Das war die eine Seite.

Auf der anderen Seite wurden in dieser Zeit Bräuche und Rituale gepflegt wie sonst selten in dieser Dichte. Kein Wunder, steht doch mitten in diesen Nächten ein wesentlicher Einschnitt: Ein neues (Kalender-)Jahr beginnt. Genau in der Mitte dieser Niemandszeit. Eines dieser Rituale gab den Raunächten übrigens ihren Namen: das Räuchern. Aber dazu später.

Zunächst nehmen wir auf einem Sofa im Wohnzimmer eines Einfamilienhauses in Untersiemau Platz. Hier ist in der Vorweihnachtszeit eine alte Schulfreundin zu Besuch: Marlene Rittmeier, 74 Jahre alt, Bürokauffrau im Ruhestand, verwitwet, drei Kinder, acht Enkel, wohnhaft in Berlin, Hobby: altes Brauchtum.

?Oh, nein?, winkt sie ab, ehe ich auch nur Grüß Gott gesagt habe. ?Dass Sie mich bloß nicht falsch verstehen. Wissen Sie, alte Bräuche interessieren mich sehr. Aber nicht in die Vergangenheit hinein, sondern in die Zukunft gedacht, verstehen Sie?? Ich sehe wohl nicht so aus.

?Na, das ist doch ganz einfach?, sagt Marlene Rittmeier. ?Man muss sich doch fragen, was diese Bräuche bedeuten und wie man sie ins heutige, moderne Deutsch und in die heutige Lebenswelt übertragen kann. Das ist doch nicht alles Schnee von gestern. Das ist doch uralte menschliche Intuition, die man nur eben heute anders leben muss als vor 100 Jahren.? Ich nicke, nehme Platz und bin ganz Ohr.

Marlene Rittmeier holt Luft. ?Natürlich rollt jeder gelangweilt mit den Augen, wenn jemand, in dem Fall ich, erzählt, dass einst in den Raunächten zum Beispiel das Nähen, Spinnen, Klöppeln, Mangeln, Nägel einschlagen und Dreschen verboten war. Das macht doch heutzutage sowieso kein Mensch mehr.? Ich nicke.

?Aber damit sind doch nicht diese konkreten Tätigkeiten gemeint, sondern etwas Tieferes. Das bedeutet: Lass? den Alltag Alltag sein und nutze diese Zeit für etwas anderes. Einen Spaziergang zum Beispiel, ein Spiel im Kreis der ganzen Familie, schau? dir deinen Weihnachtsbaum an und denke einfach an gar nichts. Erhole dich vom Alltag. Das sind doch hochaktuelle Hinweise. Die Zeit zwischen den Jahren ist die Relax- und Auszeit schlechthin. Die Oase der Ruhe oder wie das neudeutsch in der Wellness-Sprache heißt.? Marlene Rittmeier schmunzelt. ?Nur dass wir die Raunächte von der Natur frei Haus bekommen und für den Besuch der Wellness-Oasen einen Haufen Geld blechen müssen.?

Deswegen solle man auch nicht gedankenverloren vor sich hin pfeifen oder unachtsam mit den Türen knallen, wie früher geraten wurde. ?Darum geht es ja genau in dieser Zeit, dass man seine Sinne beieinander hat und versucht im Hier und Jetzt zu leben. Das klingt nur altmodisch, aber es ist doch das, was ansteht?, sagt Rittmeier. ?Nicht immer nur hetzen und planen und schon an den übernächsten Schritt denken.? Stress vermeiden also ins Neudeutsche übersetzt. Aussteigen aus dem Alltagsbetrieb.

Rittmeier hebt den rechten Zeigefinger und deutet damit auf den Bildschirm des Fernsehers ihrer Freundin. ?Schauen Sie doch mal. Jeden Tag stundenlang ist diese Kiste an. In jedem Haus. Ein Fernsehgerät pro Haushalt reicht heute ja schon gar nicht mehr. In jedem Zimmer steht so eine Flimmerkiste. Fernsehen ist Alltagsbeschäftigung. In der Zeit zwischen den Jahren soll man den Alltag Alltag sein lassen. Früher sollten die Frauen nicht nähen und die Männer keine Nägel einschlagen. Vielleicht wäre es in der heutigen Zeit also gut, zwischen Weihnachten und Dreikönig den Fernseher aus zu lassen??

Mit der Familie habe sie genau das im vergangenen Jahr getan. Nach anfänglichem Murren - ?gewiss nicht nur von den Enkelkindern? - fanden es alle ?großartig?. Rittmeier: ?Einer meiner Enkel kam daraufhin auf eine Idee: Vielleicht lässt sich das mit dem Spinnen und dem Spinnverbot ja auch in die heutige Zeit übertragen. ?Oma, ich lass? in den Weihnachtsferien meinen Computer aus?, hat er gesagt. Früher sollten die Leute nicht spinnen, vielleicht sollen sie ja heute nicht ins Netz, ins Internet.? Könnte doch sein, dass mein Enkelsohn da recht hat, oder??

Einen alten Brauch aber übernimmt Marlene Rittmeier so wie er ist: das Räuchern. Sie lacht: ?Na, früher haben die Menschen auch nicht anders geatmet als wir heute. Da gibt?s nichts zu modernisieren.? Nur mit den Tagen nimmt sie es nicht so genau. Geräuchert wird bei dicker Luft und nicht an einem bestimmten Tag im Jahr. ?Früher hat mein Sohn gelacht, wenn ich meine Räuchersachen zusammengesucht habe. Schnickschnack sei das, sagte er. Heute räuchert er selbst, weil es ihm gut tut, sagt er. Das Schlafzimmer, wenn er ein paar Nächte nicht gut geschlafen hat, das Esszimmer, wenn mit seinem pubertierenden Sohn mal wieder die Fetzen flogen, das Arbeitszimmer, wenn er vermehrt Kopfweh bekommt. Und ich halte es genauso.? Das vertreibe die schlechte Luft in jeder Hinsicht: verbrauchte Luft, muffige Luft, dicke Luft. Rittmeier: ?Und der frische Wind kann ungehindert wehen.?


So wird geräuchert

Zum Räuchern braucht man ein feuerfestes Räuchergefäß, Räucherwerk, Räucherkohle, eine Feder oder etwas anderes zum Fächeln (notfalls eine Postkarte), Streichhölzer und einen Mörser, wenn man sich selbst eine Räuchermischung zubereiten möchte.

In das Räuchergefäß wird in ein Asche- oder Sandbett eine Kohletablette Räucherkohle (gibt es im Fachhandel) gelegt und angezündet. Die Kohletabletten entzünden sich schnell und glühen bald.

Dann fächelt man behutsam mit einer Feder die Kohle, um sie zum Durchglühen zu bringen. Man kann auch eine Postkarte dazu benutzen. Die Kohle ist richtig durchgeglüht, wenn sich am Rand ein grauer Belag bildet. Jetzt kann man den gewünschten Duft/ das Räucherwerk sparsam portioniert hinzugeben. Wer im August einen Kräuterbüschel gebunden und getrocknet hat, kann diesen zerbröseln.

Bekannte Räucherdüfte sind Weihrauch und Myrrhe, aber auch trockene heimische Wacholderzweiglein, Bilsenkraut, Salbeiblätter, Lavendel- und Rosenblüten sowie zerstoßene Fenchelsamen sind geeignet.

Dann geht man durch die Räume, die man räuchern möchte, fächelt den Rauch, damit er sich gut verteilt und lässt ihn wirken. Nach einigen Minuten gründlich lüften.

 

 

Unser Bier ist das Beste

Auch mit meiner Hilfe entstand der große Biertest in der Neuen Presse. Heimische Brauereien wurden dort vorgestellt. Jedes Brauhaus durfte außerdem eine Sorte zum Verköstigen einreichen. Auch die kleinsten Brauereien hatten also eine Chance. Der Chefredakteur der Brauwelt testete die Sorten anonym und bewertete sie.

Schwanenbräu Ebensfeld

Gick-Bräu Burgkunstadt

Den ganzen Biertest können Sie bei der Neuen Presse nachlesen:

Biertest