13. November 2008
Bad Rodach – Im Landkreis Coburg werden in den kommenden beiden Jahren zusätzlich über 300 Pflegeplätze geschaffen. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 50 Prozent gegenüber dem derzeitigen Stand von beinahe 700 Plätzen.
In Neustadt, Bad Rodach und Sonnefeld werden neue Heime entstehen. Die Konzepte sind unterschiedlich. Der Altenhilfeplan für den Landkreis Coburg rechnet mit einem maximalen Bedarf von mehr als 1000 Plätzen frühestens im Jahr 2013. Der Plan legt eine Bandbreite fest, die zwischen dem Minimal- und dem Maximalbedarf liegt. Der Minimalbedarf, der derzeit bei rund 700 Plätzen liegt, erreicht die Grenze von 1000 Plätzen nicht vor dem Jahr 2020.
Die privaten Investoren stützen sich jedoch nicht auf den Altenhilfeplan, sondern stellen ihre eigenen Berechnungen an. Die verschiedensten Faktoren, darunter natürlich die Anzahl der Menschen über 80, das vorhandene Angebot und der Anteil der häuslichen Pflege spielen bei der Standortwahl eine Rolle.
Bad Rodach
In Bad Rodach ist bereits die Bodenplatte für das neue Pflegeheim gegossen. Bauträger und späterer Betreiber ist die ProCon aus Wiesbaden, die bundesweit bisher sieben Seniorenzentren bewirtschaftet. „Wir suchen uns absichtlich Standorte im ländlichen Raum“, sagt Geschäftsführer Stefan Weinz. Die Bewohner, die heute in die Heime kämen, seien zum Großteil aus der Kriegs- oder Nachkriegsgeneration. „Die meisten von ihnen sind auf dem Land aufgewachsen. Sie schätzen es, wenn sie eine Weide oder ein paar Bäume sehen können – nur die Eisblume am Fenster können wir bei der modernen Doppelverglasung nicht mehr bieten“, begründet Weinz die Standorte seiner Heime. In Bad Rodach werden knapp 150 Pflegeplätze entstehen, die in unterschiedlichen Pflegestufen eingeordnet sein werden. Bis zu einem Drittel rechnet Weinz mit Plätzen der Stufe 0 oder 1 – also Bewohnern, die problemlos alleine in die Innenstadt laufen können. „Wer nicht mehr so mobil ist, kann den Shuttle-Service nutzen“, so Weinz. Die Schwerstpflegebetten (Pflegestufe 3) werden rund 40 Prozent ausmachen. „Wir setzen auf moderne Wohngruppenkonzepte, bei denen jeder seine privaten vier Wände hat und dann zum Beispiel in einem kleinen Kreis gemeinsam gekocht wird“, erläutert Weinz das Konzept.
Viele der Services, die Weinz anbieten möchte, sind erst ab einer gewissen Größe des Heimes möglich. Daher rechnet er für Bad Rodach mit einem Einzugsbereich von rund 50 Kilometern. Das ist nicht nur der gesamte Landkreis Coburg, das sind beispielsweise auch Meiningen, Suhl oder Ilmenau im Norden oder Kronach, Lichtenfels und Ebern im Süden. Die Bewohner der ProCon-Heime seien zu 90 Prozent Selbstzahler. In Bad Rodach möchte die Gruppe rund 100 Mitarbeiter einstellen.
Wildenheid
In einer ähnlichen Größenordnung plant die Pro Humanitas aus Karlsruhe in Neustadt ein Pflegeheim. Rund 9 Millionen Euro investiert sie im Stadtteil Wildenheid. Der Unterschied: Die Pro Humanitas wird das Haus bauen und dann einem Investor verkaufen. Drei bis fünf Heime baut das Unternehmen jedes Jahr in Deutschland und sucht dann einen Käufer. „Wir arbeiten mit Pensionsfonds, Versicherern oder Rentenfonds zusammen“, sagt Pro-Humanitas-Geschäftsführer Yves Steiner. Betreiber wird in Wildenheid die Phönix-Gruppe sein. Sie hat ihren Sitz in Füssen und betreibt zur Zeit 25 Heime. 110 Pflegeplätze sind in Wildenheid geplant. Steiner rechnet dafür mit 40 Vollzeit-Arbeitsplätzen, verteilt auf rund 70 Mitarbeiter.
Sonnefeld
Deutlich kleiner soll das neue Pflegeheim in Sonnefeld werden. Den Standort für rund 60 Plätze hat sich kein Investor ausgesucht, sondern die Gemeinde hat nach einem Betreiber Ausschau gehalten. Bürgermeister Rainer Marr hat nun gute Nachrichten: „Zwei Jahre haben wir erfolglos gesucht, nun können wir zwischen verschiedenen Bewerbern auswählen.“ Der Standort wird am Ortsrand liegen. „Wir brauchen die räumliche Nähe von Bewohnern und Angehörigen“, sagt Marr. Und daher sieht er das Einzugsgebiet des neuen Heimes in den umliegenden Orten der drei zusammenstoßenden Landkreise Lichtenfels, Kronach und Coburg. Die Lage am Ortsrand hält er für geeignet. Oft blieben die Menschen so lange wie möglich zu Hause oder bei ihrer Familie. Das bedeutet dann für die Heime: „Der Trend geht hin zu Pflegefällen, die das Heim nicht mehr verlassen können“, so Marr. Damit ist eine zentrale Lage nicht so entscheidend.
Alle Investoren rechnen damit, dass ihre Heime dort stehen, wo akuter Bedarf herrscht. „Die Demografie sagt uns, dass wir in den nächsten fünf Jahren ein Potenzial an Pflegefällen haben werden, das uns eine volle Auslastung sicher stellt“, so Steiner über sein neues Heim in Neustadt.
Der Altenpflegeplan des Landkreises betrachtet den Landkreis in kleineren Räumen. So ist der Bereich Nord-West mit Bad Rodach mit dem neuen ProCon-Seniorenzentrum künftig deutlich überversorgt. Im Südosten hingegen wird trotz der 60 neuen Pflegeplätze in Sonnefeld gerade einmal der Minimalbedarf gedeckt.
Tim Birkner