Kein neuer Arzt in Sicht
10. Januar 2009
Weitramsdorf – Seit Beginn des Jahres hat die Praxis der Hausärzte Paul und Martina Klafki in Weitramsdorf geschlossen. Für die Patienten und die beiden Angestellten kam die Schließung überraschend. Nun stehen die Patienten vor der Tür und wollen noch Rezepte holen - ein vergebliches Bemühen. Und die Angestellten haben nach Weihnachten ihre Kündigung bekommen. Auch sie haben sich den Start ins neue Jahr anders vorgestellt.
Weitramsdorf verliert mit der Praxisschließung seinen letzten Hausarzt. Die kassenärzliche Vereinigung, so Kirsten Warweg aus der Presseabteilung, habe ein Interesse daran, Vertragsarztsitze zu erhalten. Dies geht aber nur, wenn eine Praxis an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben wird. Von einem Nachfolger der Praxis ist derzeit aber in Weitramsdorf nicht die Rede.
Gibt ein Arzt dagegen seine Kassenzulassung zurück, so ist sie erst einmal weg. Im betreffenden Planungsbereich vergibt die kassenärztliche Vereinigung dann möglicherweise eine neue Zulassung. Für den Planungsbereich Coburg Stadt und Land seien die Chancen jedoch schlecht, dass ein neuer Arzt eine Zulassung bekommt, so Warweg. Der Versorgungsgrad liege bei 111 Prozent. Ab 110 Prozent spreche man von einer Überversorgung und neue Zulassungen sind - wenn überhaupt - schwerer zu bekommen. Im Übrigen wird stets der gesamte Planungsbereich betrachtet. Das heißt, selbst dann, wenn es wieder eine neue Kassenzulassung geben sollte, kann diese an einen Arzt im gesamten Stadtgebiet oder im Landkreis gehen. Die Chancen für eine neue Praxis direkt in Weitramsdorf stehen damit schlecht.
Grundsätzlich braucht ein Arzt eine Berufserlaubnis, die Approbation, die er von der Regierung von Oberfranken verliehen bekommt. Die Erlaubnis gilt ein Leben lang, es sei denn, sie wird zurückgegeben oder aus wichtigen Gründen eingezogen. Damit kann ein Arzt Privatpatienten betreuen. Die Approbation ist unabhängig davon, ob der Mediziner eine eigene Praxis hat.
Für Patienten, die bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, braucht ein Arzt zusätzlich eine Zulassung, die von einem Zulassungsausschuss vergeben wird. Organisatorisch betreut diese Zulassungen die kassenärztliche Vereinigung.
Bürgermeister Christian Gunsenheimer war von der Schließung der Praxis Dr. Klafki unmittelbar nach Weihnachten informiert worden. Seitdem heißt es für ihn, einen Arzt für Weitramsdorf zu finden. „Von der Größe her ist in Weitramsdorf eine Praxis tragfähig, nur es gibt keine Ärzte.“ Für Gunsenheimer ist die Kassenzulassung noch nicht verloren. Doch auch er weiß, dass auf Dauer ein Einzug droht. Daher muss aus seiner Sicht nun zügig gesucht und gefunden werden.
Für die Patienten in Weitramsdorf heißt es jetzt, weitere Wege in Kauf zu nehmen. Die nächsten Hausärzte haben ihre Praxen in Tambach oder Weidach. Beide, so der Bürgermeister, seien aber voll. Er sieht die kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht, bei der Suche mitzuhelfen. „Es kann nicht sein, dass die Weitramsdorfer nach Coburg oder Rödental zum Arzt fahren müssen.“ Das könne nicht unter Versorgungssicherheit gemeint sein.
Tim Birkner