2. Juni 2006
In neun Monaten ist Wahl / In Weitramsdorf werden die Bürger künftig von 20 Räten vertreten
VON TIM BIRKNER
In neun Monaten sind Kommunalwahlen. Im Landkreis Coburg werden dann 296 Stadt- und Gemeinderäte gewählt ? vier mehr als bisher. Weitramsdorf wuchs in den vergangenen fünf Jahren über die wichtige Einwohnerzahl von 5000 hinaus. Die Belange der Bürger werden künftig von 20 Gemeinderäten statt bislang von 16 vertreten. Was macht den Charme der Gemeinde aus?
WEITRAMSDORF ? ?Wir wollten es nicht weit nach Coburg haben?, sagt Birgit Bätz. So wie ihr geht es vielen. Sie wollen raus aus der Stadt, aber schnell wieder in Coburg sein. Die Neubaugebiete der umliegenden Gemeinden sind dementsprechend attraktiv. Doch keine Gemeinde hat an politischem Gewicht so stark gewonnen wie Weitramsdorf mit seinen Ortsteilen Altenhof, Neundorf, Tambach, Schlettach, Hergramsdorf, Gersbach und Weidach. Bis zum 1. Mai 2008, wenn der neue Gemeinderat seine Arbeit aufnimmt, muss der Sitzungssaal im Rathaus umgebaut werden. Für die zusätzlichen vier Gemeinderäte ist bei der momentanen Einrichtung kein Platz.
?Eine Alternative zu Weidach war für uns Waldsachsen?, erzählt Bätz von ihren Überlegungen, bevor sie und ihr Mann sich vor sieben Jahren ein Baugrundstück gekauft haben. Auch damals schon gab es die Pläne für zwei Großbaustellen: Die Autobahn und die ICE-Trasse. ?Der ICE wäre in nur 500 Meter an unserem Grundstück vorbei gefahren.? Also fiel die Wahl auf Weidach.
Hartmut Franz kommt nicht nur aus Weitramsdorf, er ist dort selbstständig und verkauft Gartenmöbel. ?Weitramsdorf liegt strategisch einfach klasse?, sagt der Geschäftsmann. Der westliche Landkreis ist als Wohngegend sehr beliebt, weiß Franz. Und jeder, der zum Arbeiten nach Coburg fährt muss an seinem Laden vorbei. Jeden Tag. ?Ich bin ein alter Möbler?, sagt er von sich selbst. Und Wohnen ist ein Stück Kultur, das Kaufkraft voraussetzt. ?Wir sind im Coburger Land von der Kaufkraft her gleichauf mit dem München Umland.? Franz weiß das nicht nur, er erlebt es. Denn auch dort, genauer in Germering, hat er einen Laden.
?Mensch habt´s ihr hier schön?, hört er immer wieder, wenn er Freunde zu Besuch hat. Was sie nicht auf den ersten Blick sehen, was Franz aber dennoch schätzt sind die Angebote, die in Weitramsdorf noch zu finden sind.
Gut, das Schwimmbad gehört nun nicht mehr dazu. Aber die Dinge des täglichen Bedarfs sind alle vor Ort: Bäcker, Metzger, Supermarkt und Drogeriemarkt. Richtig lebenswert machen Weitramsdorf für Hartmut Franz aber zwei ganz andere Standortvorteile: die Hoffmannsteiche und das Gasthaus Helbig. ?Die letzte Renovierung 1899 ? Helbig ist eine Institution. Und die Hoffmanns-Teiche sind ein Traum.?
Kurz denkt er nach, blickt erst an die Decke, dann in die Ferne und fügt hinzu: ?Eigentlich ist das hier das Paradies.?