23. August 2010
Eine Schule im Grünen. Eine Schule während der Ferien. Ein Hort der Ruhe. Wenn plötzlich 700 Schüler fehlen, die lernen, lachen, rumpeln, rasen, wandeln sich die Gebäude. Ich durfte das erleben, was demnächst die Stundenplan-Macher an den Schulen alljährlich durchmachen. In den Gängen ist jeder Schritt zu hören. Das Haus macht Geräusche, was unheimlich ist – wenn es keine Geräusche macht, ist es noch unheimlicher. Die ganzen Zettel und Schilder, die helfen sollen, den Schulalltag zu organisieren – nutzlos. Ein Fall für die rote Altworttonne. Es liest sie ja kaum einer. Latein sei eine tote Sprache, von wegen. Wer etwas auf sich hält, oder Latein in der Schule hatte - manchmal auch beides – verwendet lateinische Redewendungen. Statt eines „Basta!“ wie vom Ex-Kanzler gibt es da ein „Alea iacta est“. Das schlägt sich auch in den Schildern nieder. Manche Schulen haben einen „Ort der Stille“, nicht zu verwechseln mit dem „stillen Örtchen“. Bei anderen ist es eine „Ruheoase“. Vornehm wird es dann beim „Silencium-Raum“. Wenn dann noch ein Hinweis für Lehrer darunter steht – nicht wie sonst immer Maßregelungen für Schüler, was zu tun oder zu lassen ist – dann muss es etwas ganz Bedeutendes sein. „Nicht abschließen, der Raum muss immer für Schüler offen stehen.“ Da war es um meinen Anstand geschehen, die Neugier siegte. Die Türklinke knackte, ich schaute mich um, ob die Luft rein ist. Die Tür knarzte und ich steckte meinen Kopf hinein. Was stand mitten im Zimmer? Ein Schlagzeug.
Tim Birkner